Die NFL befindet sich mitten in einer der größten Regulierungsphasen seit der Legalisierung von Sportwetten in den USA. Gemeinsam mit staatlichen Aufsichtsbehörden und führenden Wettanbietern arbeitet die Liga an strengeren Regeln für sogenannte Prop Bets – Wetten auf einzelne Spielereignisse, die potenziell manipulationsanfällig sind. Ziel ist es, die Integrität des Sports zu schützen und gleichzeitig den US-Wettmarkt, der in über 35 Bundesstaaten aktiv ist, vor Reputationsschäden zu bewahren.
Prop Bets erfreuen sich seit Jahren wachsender Beliebtheit, da sie schnelle, spielbezogene Entscheidungen bieten – etwa ein verfehltes Field Goal oder der Ausgang eines einzelnen Passversuchs. Doch genau diese Abhängigkeit von Einzelaktionen macht sie für die Liga besonders heikel. Durch engere Abstimmung mit Regulierern und Plattformen will die NFL nun festlegen, welche Märkte künftig eingeschränkt oder komplett verboten werden.
Welche Prop Bets künftig verboten werden könnten
Im Zuge der internen Überprüfung hat die NFL drei besonders problematische Kategorien identifiziert. Sie alle bergen hohe Risiken – entweder für die Integrität des Spiels oder für den Ruf der Liga.
1. Anstößige oder unethische Wetten
Wetten auf Verletzungen, Fehlverhalten oder Sicherheitsvorfälle gelten als moralisch inakzeptabel. Die NFL sieht darin einen klaren Bruch mit den Grundsätzen des Sports. Auch wenn solche Wetten selten angeboten werden, will die Liga sicherstellen, dass sie dauerhaft und in allen Staaten verboten sind.
2. Schiedsrichterbezogene Wetten
Prop Bets, die Entscheidungen der Offiziellen betreffen – etwa die Anzahl der Strafen oder bestimmte Replay-Abläufe – stehen besonders im Fokus. Solche Märkte könnten Zweifel an der Unparteilichkeit wecken und damit das Vertrauen der Zuschauer untergraben.
3. Vorab bekannte oder leicht beeinflussbare Ereignisse
Auch Wetten auf erste Spielzüge oder voraussichtlich startende Quarterbacks gelten als sensibel. Da diese Entscheidungen intern frühzeitig feststehen, sieht die NFL erhöhte Manipulationsmöglichkeiten. Handelsplattformen, die solche Vorhersagen anbieten, geraten deshalb verstärkt unter Beobachtung.
Insgesamt machen diese Kategorien deutlich, dass sich die Liga nicht gegen Prop Bets an sich richtet – sondern gegen Märkte, die das Risiko unerlaubter Einflussnahme erhöhen.
NFL-Gespräche mit den Glücksspielbehörden: Ein Land voller Widersprüche
Ein Kernproblem der US-Wettlandschaft liegt in der starken Fragmentierung der Regulierung. Jeder Bundesstaat entscheidet selbst, welche Wettmärkte erlaubt sind. Damit entstehen teils extreme Unterschiede:
- In Colorado war etwa eine Wette auf eine mögliche Safety beim ersten Spielzug zulässig.
- Gleichzeitig wurden dort Wetten auf die Dauer eines Scoring Drives im Verhältnis zur Nationalhymne oder auf gerade/ungerade Trikotnummern verboten.
Solche Inkonsistenzen erschweren es der NFL, klare Richtlinien vorzugeben. Deshalb führt die Liga aktuell Gespräche mit mehreren Behörden, ohne dabei einzelne Staaten öffentlich zu nennen. Das Ziel: ein einheitlicherer Rahmen für sensible Prop Bets.
Viele Aufsichtsbehörden unterstützen diese Bemühungen, da sie langfristig mehr Transparenz und Integrität in den Markt bringen. Parallel fordert die NFL ihre Partner – also alle lizenzierten Wettanbieter – auf, die neuen Vorgaben konsequent umzusetzen.
Das NFL-Memo im Kontext eines angespannten Sportwetten-Marktes
Das neue NFL-Memo erscheint in einer Phase, in der die US-Sportwelt stark von Wett-Skandalen geprägt ist. Bundesbehörden führen derzeit mehrere Ermittlungen – insbesondere im Eastern District of New York -, bei denen illegales Glücksspiel, mögliche Manipulationen und Korruptionsdelikte untersucht werden. Auch Athleten aus der MLB und NBA tauchen in einigen Fällen auf.
Seit der Aufhebung des PASPA-Gesetzes im Jahr 2018 reagiert die NFL regelmäßig mit Sperren und Disziplinarmaßnahmen. Zu den bekanntesten Fällen zählen Calvin Ridley, Jameson Williams und Isaiah Rodgers Sr. – Spieler, die entweder auf NFL-Partien wetteten oder verbotene Prop Bets nutzten.
Laut NFL bergen gerade Prop Bets drei zentrale Risiken:
Manipulationsgefahr
Wenn ein einziges Ereignis – ein verfehlter Kick, ein Absichtspielfehler, eine übersehene Reaktion – den Ausgang einer Wette bestimmt, steigt die Versuchung für unerlaubte Einflussnahme.
Reputationsschaden
Die NFL weiß, dass das Vertrauen der Fans ihr größtes Kapital ist. Märkte, die sich leicht beeinflussen lassen, könnten die Glaubwürdigkeit der gesamten Liga untergraben.
Sicherheitsbedenken
Öffentlicher Druck auf Spieler, Trainer und Offizielle kann zunehmen, wenn deren Entscheidungen unmittelbare Auswirkungen auf Wetten haben. Die NFL will verhindern, dass Athleten Ziel externer Interessen werden.
Was bedeutet das für Wetter und Anbieter?
Die Maßnahmen der NFL könnten den US-Wettmarkt nachhaltig verändern. Mehrere Szenarien zeichnen sich bereits ab:
- Strengere Zulassungen für Prop Bets, besonders im Bereich Einzelaktionen.
- Höhere Compliance-Auflagen für Wettanbieter, um sensible Märkte zu erkennen und zu blockieren.
- Stärkere Zusammenarbeit mit staatlichen Behörden, um manipulationsanfällige Wetten konsequent auszuschließen.
- Verlagerung der Nachfrage hin zu komplexeren, weniger manipulierbaren Märkten – wie Team-Prop Bets oder saisonbezogenen Futures.
Für Sportwetter bedeutet dies, dass bestimmte Wettarten in den kommenden Monaten aus dem Angebot verschwinden könnten. Gleichzeitig dürften regulierte Anbieter stärker auf sichere und nachvollziehbare Märkte setzen.
Ein Markt im Wandel – und eine Liga, die Kontrolle zurückgewinnen will
Die NFL steht an einem Punkt, an dem sie ihre Rolle im Sportwettenmarkt neu definieren muss. Prop Bets sind populär und für Anbieter wirtschaftlich attraktiv – aber eben auch ein Risiko. Das neue Memo signalisiert, dass die Liga entschlossen ist, die Balance zwischen Fan-Engagement und Integrität zu wahren.
Die kommenden Monate werden zeigen, welche Prop Bets weiterhin erlaubt bleiben und welche dauerhaft aus den Programmen verschwinden. Klar ist jedoch schon jetzt: Die NFL will mehr Kontrolle, mehr Einheitlichkeit und mehr Schutz für ihren Sport – und sie ist bereit, dafür tief in den US-Wettmarkt einzugreifen.














