Novalis hat einmal gesagt: „Spielen ist experimentieren mit dem Zufall.“ Auf kaum ein Spiel trifft das wohl so deutlich zu wie auf Roulette. Dabei gibt es aber auch kaum ein Spiel, bei dem die Spieler so sehr an ihr eigenes System glauben. So setzen sie für sich selber ganz genau fest in welcher Reihenfolge die Farbe Rot erscheint, oder wie oft hintereinander schwarz kommt. Und mit einer fast 50prozentigen Sicherheit liegen sie dabei ja auch immer richtig, oder eben immer falsch – es ist alles eine Sache der Betrachtung.
Dabei weiß eigentlich Jeder, dass sich der Zufall nicht manipulieren lässt, aber vielleicht lässt er sich ja mit ein bisschen Glück doch ein wenig beeinflussen. Schließlich muss ja nach einer Serie Schwarz irgendwann einmal wieder Rot kommen. Und irgendwie gibt es ja doch eine konstante Reihenfolge mit ein paar kleinen Unsicherheiten, oder?
Der große Vorteil vom Roulette ist die Tatsache, dass mit jedem Spiel eine neue Chance beginnt. Zum Glück wissen die Kugeln nicht, wie wichtig es ist, immer auf eine ganz bestimmte Zahl zu fallen. Die Kugeln ahnen nicht, dass es da rote und schwarze Felder gibt oder dass sie Teil eines genau ausgeklügelten Systems sein sollen. Sie machen einfach was sie wollen. Dafür wissen aber die Spieler ganz genau was sie wollen. Sie haben ganz genau beobachtet wann das letzte Mal die Farbe Rot kam und wann schwarz kommen sollte.
Aber fast niemand weiß wann das letzte mal die drei oder vielleicht die 11 kam. Dafür hat sogar die Wissenschaft schon eine Bezeichnung gefunden – sie nennt dieses Phänomen die selektive Wahrnehmung. Immer dann, wenn die Schlussfolgerungen auf einer falschen Grundmenge aufgebaut sind, können sie nicht stimmen. Deshalb stimmen auch die meisten Systeme, die auf einer Folge von Rot und schwarz aufgebaut sind nicht. Aber wen interessieren schon Statistiken und Reihenfolgen, wenn einem das Glück gelacht hat und Roulette solchen Spaß macht.