In Schweden hat eine neue Debatte über die zukünftige Besteuerung von Online-Glücksspielanbietern Fahrt aufgenommen. Ausgelöst wurde sie durch einen Vorstoß von Hasse Lord Skarplöth, CEO des staatlich dominierten Pferdewettunternehmens ATG. Er schlägt vor, nach britischem Vorbild die Steuern für lizenzierte Online-Betreiber zu erhöhen, während Pferderennwetten von der Erhöhung ausgenommen bleiben sollen.
Der Vorschlag kommt kurz nach der Ankündigung der britischen Regierung, die Abgaben für Online-Wetten und iGaming in den kommenden Jahren deutlich anzuheben. In Schweden stieß dieser Ansatz jedoch auf unmittelbaren Widerstand.
BOS reagiert scharf: “Steuererhöhung schwächt den regulierten Markt”
Der schwedische Online-Glücksspielverband BOS (Branschföreningen för Onlinespel) kritisierte die Idee umgehend. Generalsekretär Gustaf Hoffstedt warnt, dass höhere Steuern den regulierten Markt schwächen und Spieler zu unregulierten Anbietern abdrängen würden.
“Eine Steuererhöhung trifft nicht die schwarzen Märkte – sie trifft diejenigen, die sich an Regeln halten”, so Hoffstedt.
Damit steht für die Branche fest: Mehr Steuern bedeuten weniger Kanalisierung, weniger Verbraucherschutz und mehr Einnahmeverluste für den Staat.
Kanalisierungsquote sinkt – Zielwert weiter verfehlt
Die Kanalisierungsquote zeigt, welcher Anteil der Spieler in legalen Angeboten bleibt. Schweden wollte eine Quote von 90 % erreichen – liegt aber weiterhin darunter und zuletzt sogar deutlich darunter.
| Jahr | Geschätzte Kanalisierung | Zielwert |
|---|---|---|
| 2023 | 86 % | 90 % |
| 2024 | 85 % | 90 % |
| 2025 (Q3) | 74-85 % | 90 % |
Je größer der Abstand zwischen lizenzierten und unlizenzierten Preisen & Angeboten, desto stärker die Abwanderung zu illegalen Seiten.
Branchenvertreter sind sich einig: Regulierung, nicht steuerlicher Druck, ist das wirksamste Mittel gegen Spielermigration.
Warum BOS die Steuerfokussierung auf Online-Gambling für falsch hält
Laut BOS gibt es keine empirische Grundlage, Online-Glücksspiel stärker zu besteuern als andere Spielformen. Seit der Marktregulierung 2019 ist problematisches Spielverhalten nicht gestiegen.
| Zeitraum | Anteil mit PGSI ≥ 3 |
|---|---|
| 2019 | 2,2 % |
| Q4 2024 | 1,3 % |
Die Daten widersprechen dem Narrativ, dass die höhere Verfügbarkeit digitaler Angebote zu mehr Suchtproblemen führe. Besonders interessant:
Lotteriesegmente weisen weiterhin die höchste Rate problematischer Spieler auf – nicht Online-Casinos.
Warum eine höhere Pferderennsteuer “logischer” wäre
Ein wesentlicher Punkt der aktuellen Diskussion: Der extrem hohe Kanalisierungsgrad bei Pferdewetten.
| Glücksspielart | Kanalisierung | Empfohlene Steuerstrategie |
|---|---|---|
| Pferdewetten | 98-99 % | Steuer erhöhen |
| Online-Casino | ~75-80 % | Steuer senken |
Da nahezu alle Spieler legale Pferderennangebote nutzen, könnte eine Steuererhöhung dort ohne Risiko für Verbraucher oder Kanalisierung erfolgen.
Im Online-Casino-Bereich hingegen droht eine höhere Steuer sofort:
- legale Anbieter unattraktiv zu machen
- Spieler ins Offshore-Angebot zu treiben
- und damit Verbraucherschutz zu schwächen
Aus Sicht von BOS wäre dies regulatorisch wie wirtschaftlich kontraproduktiv.
Bonusverbot & weitere Eingriffe: Gefahr für Abwanderung ins illegale Angebot
Die Steuerdebatte fällt in eine Phase, in der zusätzlich andere Regulierungsmaßnahmen geprüft werden – darunter Bonusverbote. Laut Kritikern würden solche Eingriffe vor allem eines bewirken:
Nutzer wandern zu Plattformen ohne Auflagen ab – und damit in unkontrollierte, unregulierte Umgebungen.
Die Branche fordert deshalb eine kohärente Regulierung, die legale Anbieter stärkt, statt sie organisatorisch oder finanziell zu schwächen.
Steuererhöhung könnte Schwedens Glücksspielmarkt destabilisieren
Die Diskussion zeigt deutlich: Eine pauschale Steuererhöhung für Online-Glücksspiel könnte die größte Baustelle des schwedischen Marktes – die zu niedrige Kanalisierung – weiter verschärfen.
Während ATG versucht, Pferdewetten aus der Debatte herauszuhalten, fordert BOS einen wissenschaftlich fundierten, differenzierten Ansatz, der Risiko, Marktstrukturen und Verbraucherschutz gleichermaßen berücksichtigt.














