Die britische Regierung plant die umfassendste Glücksspielsteuerreform seit mehr als zehn Jahren. Ab 2026 sollen die Abgaben für Online-Glücksspielanbieter massiv steigen, während andere Bereiche – etwa Bingo – steuerlich entlastet werden. Ziel der Reform ist es, die unterschiedlichen Steuerarten zu vereinheitlichen und die Staatseinnahmen deutlich zu steigern.
Doch Branchenvertreter warnen: Die Reform könnte das Marktverhalten nachhaltig verändern, Verbraucher belasten und illegale Angebote stärken.
Enormer Anstieg der Online-Glückspielsteuer – von 21 % auf 40 %
Der zentrale Baustein der Reform ist die deutliche Erhöhung der Steuer auf Online-Casinospiele und Spielautomaten:
- Bisherige Steuer: 21 %
- Ab April 2026: 40 %
Ab April 2027 folgt eine weitere Änderung:
Eine einheitliche Wettsteuer von 25 % soll sämtliche bisherigen Sätze für Online-Sportwetten ersetzen. Ausgenommen davon bleiben:
- Pferdewetten
- Pool-Wetten
Das Finanzministerium erwartet hohe Mehreinnahmen, geht aber selbst davon aus, dass viele Anbieter ihre höheren Kosten durch:
- schlechtere Wettquoten,
- reduzierte Bonusangebote und
- höhere Einsatzkosten
an die Verbraucher weitergeben werden.
Warum die Reform kommt – politischer Hintergrund
Der Reformprozess begann im Frühjahr, als das britische Finanzministerium gemeinsam mit der Steuerbehörde eine Neustrukturierung der Glücksspielsteuern vorschlug.
Ziele der Regierung:
- mehrere unterschiedliche Steuersätze zu einem einheitlichen System zusammenführen
- Risiken des digitalen Glücksspielmarktes stärker abbilden
- Steuereinnahmen aus dem Online-Sektor erhöhen
Branchenvertreter kritisierten die Pläne frühzeitig und warnen vor Auswirkungen auf stationäre Wettbüros sowie den Pferderennsport.
Vorschläge aus Wirtschaftskreisen
Einige Denkfabriken forderten sogar Steuersätze bis zu 50 % für Online-Angebote – zur Abdeckung regulatorischer Risiken und als zusätzliche Einnahmequelle.
Anhörungen im Parlament
Der Finanzausschuss befragte im Oktober Experten zu den möglichen Folgen. Diskutiert wurden:
- Auswirkungen auf das Spielverhalten
- mögliche Abwanderung zu ausländischen (nicht regulierten) Plattformen
- wirtschaftliche Belastung für stationäre Wettanbieter
- die Frage, ob Steuersätze je nach Risikoprofil der Spielart differenziert werden sollten
Am Ende empfahl der Ausschuss risikogestaffelte Steuern statt einer pauschalen Erhöhung.
Auswirkungen auf die Glücksspielbranche
Die Reform betrifft alle Marktteilnehmer – Betreiber, Spieler und den Staat.
Auswirkungen auf die Betreiber
- sinkende Gewinnmargen im digitalen Bereich
- Kürzung oder Anpassung von Bonusangeboten
- mögliche Rückzüge aus weniger profitablen Märkten
- verstärkter Fokus auf Offshore-Standorte
Auswirkungen auf die Spieler
- schlechtere Auszahlungsschlüssel
- höhere Einsatz- und Wettkosten
- weniger Bonusaktionen
- steigende Gefahr, zu nicht regulierten Anbietern abzuwandern
Auswirkungen auf den Staat
- kurzfristig höhere Steuereinnahmen
- langfristig Risiko sinkender Kanalisierungsquoten (Anteil der Spieler im regulierten Markt)
- mögliche Schwächung des Verbraucherschutzes
Experten warnen, dass eine Überbesteuerung den regulierten Markt schwächt – und damit genau die Ziele untergräbt, die eine staatliche Glücksspielpolitik eigentlich verfolgt.
Reform mit großen Ambitionen – und großen Fragezeichen
Die massive Erhöhung der Glücksspielsteuer markiert einen tiefen Einschnitt für Großbritanniens Glücksspielbranche. Während die Regierung auf steigende Einnahmen setzt, warnen Beobachter vor:
- sinkender Wettbewerbsfähigkeit lizenzierter Anbieter
- wachsendem illegalen Markt
- geringerer Kanalisierung
- potenziell schlechterem Verbraucherschutz
Wie stark die Reform den Markt verändern wird, hängt davon ab, ob die Regierung begleitende Schutz- und Regulierungsmaßnahmen einführt – oder ob höhere Steuern allein zu destabilisierten Marktstrukturen führen.














