Britische Glücksspielsteuer: Warum das erwartete Steuerplus schrumpft

Hannes Bauer | von: 06.12.25

Die Erhöhung der britischen Glücksspielsteuern schafft weniger Mehreinnahmen als von der Regierung erwartet. Neue Marktmodelle zeigen, dass die fiskalischen Effekte deutlich hinter den ursprünglichen Prognosen zurückbleiben. Insbesondere verändertes Spielverhalten und eine zunehmende Abwanderung in nicht regulierte Märkte werden als zentrale Gründe genannt.

Während die Regierung von signifikanten neuen Steuermilliarden ausgeht, warnen Analysten: Höhere Abgaben verändern das Verhalten von Spielern und Anbietern so stark, dass das Nettoergebnis deutlich geringer ausfallen könnte.

Steuererhöhung führt zu Verhaltensanpassungen – in allen Marktsegmenten

Die neuen Steuersätze treffen vor allem das Online-Gaming-Segment, das nun mit 40 % Abgabe belastet wird. Nach Einschätzung von H2 Gambling Capital werden Anbieter Bonusprogramme streichen, Einsatzlimits anpassen oder Produkte verlagern – mit unmittelbarem Effekt auf die Aktivität der Spieler.

Auch der Sportwettenmarkt reagiert spürbar. Die geplante Erhöhung des Steuersatzes auf 25 % ab 2027 könnte laut Branchenmodellen zu:

  • geringeren Einsätzen,
  • weniger aktiven Nutzern
  • und verstärkter Nutzung ausländischer Plattformen

führen.

Geschätzte Auswirkungen nach Marktsegment:

Kategorie Neuer Steuersatz Erwartete Anpassung Prognostizierter Effekt (£ Mio)
iGaming 40 % Rückgang der Aktivität 649
Sportwetten 25 % geringere Einsätze 149

Diese Zahlen belegen, dass Steuern nicht nur fiskalische Instrumente sind – sie strukturieren direkt das Marktverhalten und beeinflussen Regulierungserfolg sowie Kanalisierungsquoten.

Steuererhöhung könnte Einnahmen insgesamt um 14 % senken

Laut H2 Gambling Capital droht eine weitere Konsequenz: Höhere Steuern könnten die Gesamteinnahmen des britischen Glücksspielmarktes um rund 14 % reduzieren, statt sie zu erhöhen.

Der Grund:

  • Weniger Spielaktivität
  • Rückzug der Anbieter aus bestimmten Produktbereichen
  • Migration von Spielern zu weniger regulierten Angeboten

Besonders der graue Markt gewinnt in solchen Szenarien an Bedeutung – zulasten des Verbraucherschutzes und der steuerlichen Basis.

Risiko für Regulierung und Kanalisierung

Einer der wichtigsten Indikatoren der Branche ist die Kanalisierungsquote – also der Anteil der Spieler, die sich innerhalb des regulierten Marktes bewegen. Höhere Steuern vergrößern den Abstand zu illegalen Plattformen, die weiterhin:

  • niedrigere Preise,
  • höhere Boni
  • und weniger Restriktionen

bieten können.

Experten warnen: Ein Abfall der Kanalisierung würde den Markt langfristig destabilisieren – und genau die Probleme schaffen, die eine Lizenzregulierung eigentlich lösen soll.

Fiskalische Ziele im Konflikt mit Marktrealitäten

Die aktuellen Berechnungen zeigen klar:

  • Steuererhöhungen führen nicht automatisch zu höheren Einnahmen.
  • Sie verändern das Spielverhalten so stark, dass der Nettoeffekt deutlich sinkt.
  • Der graue Markt wird gestärkt, der regulierte Markt geschwächt.

Sollte die Regierung an der Reform festhalten, braucht es begleitende Maßnahmen, um Kanalisierung, Spielerschutz und Marktstabilität zu sichern – sonst könnte die Steuerpolitik das Gegenteil des Erhofften bewirken.

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