New Yorker Casino-Projekte: Strategische Hintergründe und Risiken

Hannes Bauer | von: 06.12.25

Das New York Gaming Facility Location Board hat drei Bewerber in die nächste Phase des Lizenzierungsprozesses für neue Casinos im Großraum New York geschickt: Bally’s Bronx, Metropolitan Park und Resorts World New York City. Obwohl die Entscheidung einstimmig fiel, offenbaren die offiziellen Bewertungsunterlagen erhebliche Zweifel an den Geschäftsannahmen, Versprechen und Gemeinwohlzusagen der Bewerber.

Die endgültige Entscheidung liegt nun bei der staatlichen Glücksspielkommission – und sie wird weitreichende wirtschaftliche Auswirkungen für Stadt und Staat bis weit über 2033 hinaus haben.

Resorts World: Vom Favoriten zum Risikokandidaten?

Trotz seiner starken Ausgangsposition sieht sich Resorts World NYC mit schwerwiegenden Kritikpunkten konfrontiert. Zwar punktet das Unternehmen mit einem schnellen Baubeginn und hohen Steuerofferten – doch zentrale Angaben in der Bewerbung wurden als inkonsistent, unvollständig oder irreführend eingestuft.

1. Steuerangebote – erst hoch, dann zurückgerudert

Resorts World bot anfangs die mit Abstand höchsten Steuersätze:

Spieltyp Resorts World Bally’s Metropolitan Park
Spielautomaten 56 % 30 % 25 %
Tischspiele 30 % 10 % 10 %

Nachdem die Konkurrenz niedrigere Sätze einreichte, beantragte das Unternehmen eine nachträgliche Senkung – ein Schritt, den das Board klar ablehnte. Die Empfehlung basiert ausschließlich auf den ursprünglichen höheren Sätzen, was Resorts Worlds Glaubwürdigkeit schwächt.

2. Unklare Angaben zur Casinogröße

Resorts World plante:

  • 6.000 Automaten
  • 780 Tische

Die Visualisierungen zeigten jedoch weniger Kapazität. Das Board empfahl deshalb eine drastische Reduzierung auf:

  • 4.635 Automaten
  • 534 Tische

Begründung: Ein kontrollierbares, realistisch umsetzbares Betriebsmodell.

3. Finanzierungs- und Gemeinwohlversprechen unter Druck

Das Projektvolumen beträgt 7,5 Mrd. USD, davon sollen 3,3 Mrd. USD direkt von Resorts World kommen. Doch laut Bewertung fließt nur 1 % dieser Investition an lokale Betriebe – ein überraschend niedriger Wert für ein Unternehmen mit starker regionaler Präsenz.

Auch das angekündigte Sozialpaket wurde bemängelt:

  • Programme ohne definierte Laufzeiten
  • Ausbildungsinitiativen ohne gesicherte Finanzierung
  • Stadtteilprojekte, die auf Grundstücken basieren, die Resorts World weder besitzt noch kontrolliert

Diese Unschärfen ließen Prüfer an der Verbindlichkeit und Umsetzbarkeit der Zusagen zweifeln.

4. Zweifel an der Konzernmutter Genting

Die globale Genting-Gruppe wurde ebenfalls kritisch bewertet. Mehrere milliardenschwere Projekte wurden:

  • verspätet fertiggestellt oder
  • überschritten das Budget deutlich.
Projekt Ort Summe Bemerkung
Resorts World Las Vegas USA > 1 Mrd. $ verspätet
Resorts World Sentosa Singapur > 5 Mrd. $ über Budget
Resorts World Genting Malaysia > 5 Mrd. $ laufende Modernisierung

Zusätzlich legte Resorts World keine vollständige Liste vergangener Bußgelder in New York vor – ein Transparenzmangel, den die Prüfer ausdrücklich als besorgniserregend vermerkten.

Bally’s Bronx: Lokale Jobs und Golfplatz-Integration als Schlüsselargumente

Bally’s punktet mit zwei strategisch wichtigen Faktoren:

1. Fokus auf lokale Beschäftigung

Bally’s plant ein umfassendes Lokal-Hiring-Programm. Ein Großteil der Belegschaft soll aus dem Bronx-Gebiet stammen – ein Pluspunkt, der direkte sozioökonomische Effekte verspricht.

2. Standort Ferry Point mit riesigem Potenzial

Der bestehende Golfplatz wird in das Casinokonzept integriert, wodurch ein multifunktionaler Freizeit- und Unterhaltungskomplex entsteht. Das stärkt:

  • Tourismus
  • lokale Wirtschaft
  • Steueraufkommen
Gesamtinvestition Anteil Bally’s Besonderheit
4,0 Mrd. USD 2,3 Mrd. USD Casino + Golfplatz in Ferry Point

Allerdings ist Bally’s hoch verschuldet. Auch wenn liquide Mittel gesichert sind, bleibt die begrenzte Erfahrung mit Großprojekten ein Risikofaktor.

Infrastruktur- & Diversity-Bedenken

  • Probleme bei der Parkplatz- und Rampenplanung
  • ästhetische Bedenken bei digitalen Werbeflächen
  • unklare Umsetzung sozialer Projekte
  • fehlende Transparenz bei der ethnischen Zusammensetzung des Führungsteams

Die Prüfer fordern bessere Nachweise für Vielfalt und Repräsentation.

Metropolitan Park (Hard Rock x Steve Cohen): der finanzstärkste Kandidat

Das Abovision-Projekt Metropolitan Park, getragen von Hard Rock International und Mets-Eigentümer Steve Cohen, gilt vielen als stabilste und am besten vorbereitete Bewerbung.

Starke Argumente:

  • 8,1 Mrd. USD Kapitalbasis – höchste der drei Projekte
  • Standort neben Citi Field, Tenniscenter und künftigem Etihad Park
  • Hard Rocks globales Entertainment-Netzwerk als wirtschaftlicher Multiplikator

Aber: Verkehr & Umwelt als größte Sorgenpunkte

  • Reduzierung großer Parkflächen löst Verkehrsmanagement-Bedenken aus
  • Bedarf an überarbeiteten Abfluss- und Regenwassersystemen
Bewertungspunkt Einschätzung
Finanzielle Stabilität Sehr hoch
Standortintegration Günstig
Verkehrsmanagement Kritisch
Umweltaspekte Verbesserungswürdig
Gemeinwohlbeiträge teils unklar

Positiv: Hard Rock ist der einzige Bewerber, der bereits konkrete Programme zur Spielsuchtprävention vorlegte.

Die finale Auswahl wird politisch – und wirtschaftlich enorm bedeutend

Alle drei Projekte haben überzeugende Stärken, aber ebenso gravierende Schwachpunkte. Während Resorts World überraschend unter Druck geraten ist, scheinen Bally’s und vor allem Metropolitan Park aktuell an Boden zu gewinnen.

Die Entscheidung der Glücksspielkommission wird:

  • Milliardeninvestitionen steuern,
  • tausende Arbeitsplätze beeinflussen,
  • die wirtschaftliche Zukunft ganzer Stadtviertel formen.

Der Wettbewerb bleibt offen – aber erstmals seit Beginn des Prozesses ist Resorts World nicht mehr der klare Favorit.

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